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Frühe Geschichte
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King Shaka, Zululand und Kolonisierung
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Mission
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Diamanten und Gold
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Zuckerindustrie und indische Kontraktarbeiter
Frühe Geschichte
Mehr als 25 000 Jahre lang streiften Jäger und Sammler durch die Drakensberge in KwaZulu-Natal. Ihre Nachfahren werden heute (meist) unter dem Namen San zusammengefasst. Sie gehören mit den Khoikhoi, die als nomadische Hirten lebten, zu der Bevölkerungs- und Sprachgruppe der Khoisan im südlichen Afrika. Die vielfältigen Khoisan-Völker sind die ersten Einwohner Südafrikas.
Vor etwa 3000 Jahren begann dann aus dem Norden des Kontinents eine Wanderungsbewegung von Ackerbau treibenden Bantu-Völkern nach Süden, von denen sich in den ersten Jahrhunderten nach Chr. einige auch im Gebiet des heutigen Südafrika anzusiedeln begannen. Sie sind die Vorfahren der heutigen Bevölkerungsgruppen Südafrikas, die die Sprachen Zulu, Xhosa, Ndebele, Sotho, Nordsotho, Swati, Tsonga, Tswana und Venda u.a. sprechen, die zur Familie der Bantusprachen gehören. Die Genannten sind heute zusammen mit Englisch und Afrikaans die elf offiziellen Sprachen Südafrikas.
Von den Bantu-Völkern, wie auch von den Khoisan, gibt es keine eigenen historischen schriftlichen Aufzeichnungen und vieles bleibt noch zu erforschen.
Im 18. und 19. Jahrhundert wurden Kultur und Lebensweise der San, die abschätzig “Buschmänner” genannt wurden, von den Europäern nahezu ausgelöscht. In den Drakensbergen sind jedoch bedeutende Felskunstmalereien überliefert: über 40 000 Felsbilder an schätzungsweise 600 Stätten, die ältesten von ihnen um die 2500 Jahre alt.
Von einigen mündlich überlieferten Geschichten und Traditionen dieser alten Jäger-Sammler-Kultur gibt es wertvolle Niederschriften aus dem 19. Jahrhundert. Der deutsche Sprachforscher Wilhelm Bleek und seine Schwägerin Lucy Lloyd begannen Ende der 1860er Jahre in der Nähe von Kapstadt mit mehreren Vertretern der /Xam, einer Untergruppe der San, zu arbeiten; sie interviewten sie, lernten ihre Sprache und zeichneten Erzählungen, Mythen, Lieder und Praktiken auf. Die Dichterin und Schriftstellerin Antjie Krog hat einige dieser damals aufgezeichneten, poetischen Texte als Gedichte interpretiert und veröffentlicht: The Stars say ‘tsau’. /Xam poetry of Diä!kwan, Kweiten-ta-//ken, /A!kúnta, /Han≠kass’o and //Kabbo (2004).
Im Jahr 1497 um Weihnachten sah der portugiesische Seefahrer Vasco da Gama als erster Europäer die Küste Südafrikas am Indischen Ozean und benannte diese “Terra do Natal” (Weihnachtsland). Die Kolonisierung Südafrikas begann am Kap 1652 durch Siedler aus den Niederlanden und 1795 durch die Briten, die das Kapland 1806 annektierten. Im Jahr 1824 gründeten britische Kaufleute, an der “Terra do Natal” die Siedlung Port Natal. Unter ihnen waren Francis Farewell, ehemaliger Offizier der British Navy, der in Natal den Union Jack hisste, und auch der britische Abenteurer Henry Francis Fynn, dessen Tagebuch eine aufschlussreiche Quelle ist.
King Shaka, Zululand und Kolonisierung durch Buren und Briten
An der Bucht von Durban und im Gebiet der Nordküste, damals genannt iLembe, lebten die Zulu zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter der Herrschaft von King Shaka Zulu. Shaka, ein mächtiger Herrscher und berühmter Kriegsherr, dehnte sein Einflussgebiet durch verschiedene Schlachten aus und vereinigte viele Clans zu einem großen Zulu-Reich. Er gewährte Henry Francis Fynn vertraglich ein Stück Land für die Handelsstation Port Natal. Shaka, geboren 1787, starb 1828, ermordet von seinen Halbbrüdern, und ist an seinem damaligen Herrschersitz an der Nordküste, der heutigen kleinen Stadt KwaDukuza/Stanger, begraben. Dort ist heute eine Gedenkstätte (s. Ausflug Nordküste) und das King Shaka Visitor Centre. Von Shakas Wirken und seiner historischen Bedeutung zeugen die traditionellen, mündlich überlieferten Preisgedichte, die den Herrscher kunstvoll beschreiben und würdigen. Der Autor Thomas Mofolo aus Lesotho schrieb über die Gestalt Shakas im Jahr 1908 den Roman Chaka Zulu, einen der ersten Romane Afrikas in einer afrikanischen Sprache (SeSotho). Er wurde 1926 veröffentlicht und erschien 1988 in deutscher Übersetzung unter dem Titel Chaka Zulu (s. Texte Nordküste). Auch John L. Dube, der erste Präsident des African National Congress (ANC) veröffentlichte einen Roman zu Shaka: uJeqe, insila ka Shaka (1933), in englischer Übersetzung: Jeqe, the bodyservant of King Shaka (1950). Der Autor Mazisi Kunene verdeutlicht mit seinem poetischen Epos Emperor Shaka the Great. A Zulu Epic (1979) Shakas Bedeutung für die Geschichte und Identität der Zulu bis heute.
Es kam in den folgenden Jahren immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen der britischen Handelsstation Port Natal und den in der Gegend lebenden Zulu. 1834 erhielt der Ort den Namen Durban, nach dem britischen Gouverneur der Kapkolonie Benjamin d’Urban. Drei Jahre später zogen burische Siedler in einem “Großen Treck” vom Kap in die Provinz Natal. Sie waren seit 1652 aus den Niederlanden in das Kapland eingewandert und wollten sich nun von der dortigen britischen Herrschaft unabhängig machen. Dieses Eindringen der Voortrekker in das Zululand ging zunächst mit Verhandlungen einher und führte zu blutigen Auseinandersetzungen mit den einheimischen Zulu unter ihrem Herrscher Dingane. In der Schlacht am Blood River 1838 errangen die burischen Voortrekker einen entscheidenden Sieg über die Zulu, der ihnen die weitere Kolonisierung Natals ermöglichte. 1839 gründeten sie die Buren-Republik Natalia, wobei sie auch Anspruch auf Durban erhoben. Es kam zu militärischen Auseinandersetzungen zwischen den beiden kolonisierenden Mächten. Schließlich sicherten sich die Briten die Vorherrschaft; sie annektierten Natal 1845 und gliederten es an die britische Kap-Kolonie an. 1856 wurde Natal eine eigene Kolonie. Die meisten Buren zogen weiter nach Norden, nach Transvaal. Im Zuge der Unterwerfung des Zululandes führten die Briten 1879 Krieg gegen die Zulu unter deren Herrscher Cetshwayo. In der Schlacht von Isandhlwana fügten die Streitkräfte der Zulu der britischen Armee zunächst eine historische Niederlage zu. Nach einer Reihe von militärischen Auseinandersetzungen endete der Anglo-Zulu-Krieg jedoch mit der Niederlage der Zulu in der Schlacht von Ulundi 1879 und dem Exil von King Cetshwayo.
Das Gebiet der Zulu stand fortan unter britischer Oberherrschaft; es wurde in Distrikte aufgeteilt und zerstückelt, denn weiße Kolonisten eigneten sich die fruchtbaren Teile des Landes an. Die Briten führten das System der Reservate ein und machten sich für ihre Herrschaft die traditionellen Strukturen der Zulu zunutze, indem sie z.B. Chiefs einsetzten. Die Steuerpolitik diente als Druckmittel, die Zulu zu billigen Arbeitskräften für weiße Farmen und später für Bergbau und Industrie zu machen. 1906 kam es mit der Bambata-Rebellion zu einem Aufstand einer Gruppierung der Zulu gegen die Hütten-Steuer, der von den Briten sehr blutig niedergeschlagen wurde. Diesen Aufstand thematisiert Jack Cope in seinem Roman The Fair House (1953; deutsche Ausgabe: Aufstand der Speere, 1966) mit einer Hauptfigur, die zwischen verschiedenen Loyalitäten schwankt.
Die gewaltsame britische Expansion im 19. Jahrhundert vollzog sich nicht nur in Natal in die Gebiete der Zulu, sondern vorher schon in den erbitterten Grenzkriegen gegen die Xhosa im Osten der Kapkolonie, gegen die Griqua, Sotho und Pedi, und stieß jeweils auch auf deren heftigen Widerstand. Die afrikanischen Gesellschaften wurden unterworfen. Bei allen Widersprüchen untereinander waren sich Briten und Buren in dem Anspruch einig, als “zivilisierte” und überlegene weiße “Rasse” dazu berechtigt zu sein. Der englische Schriftsteller Rider Haggard, der sich ab 1876 immer wieder in Natal und Zululand aufhielt, schrieb auf dem Hintergrund der Kolonialzeit im 19. Jahrhundert zahlreiche international bekannte historische und Abenteuerromane, z.B. Nada the Lily (1892; deutsche Ausgabe: Nada die Lilie, 1991) und King Solomon’s Mines (1885; deutsche Ausgabe: König Salomons Schatzkammer, 1995).
Mission
Im 19. Jahrhundert breitete sich im Kontext der Kolonisierung in der Region die christliche Mission durch verschiedene europäische Kirchen und amerikanische Glaubensgemeinschaften aus und leistete damit einen Betrag zur kolonialen Durchdringung des Landes. So errichteten David und Lucy Lindley vom American Board zur Missionierung der Zulu 1857 eine Station in Inanda, in der Nähe von Durban. 1869 wurde dort die erste höhere Mädchenschule des Kontinents, Inanda Seminary, gegründet, die bis heute besteht (s. Ausflug Inanda/INK). 1871 wurde auf der Inanda-Mission, als Sohn eines der ersten afrikanischen Geistlichen der Amerikanischen Zulu-Mission, John Langalibalele Dube geboren, der spätere erste Präsident des African National Congress (1912). Während mehrerer Aufenthalte und seiner Studien in den USA – er wurde zum Lehrer und Geistlichen ausgebildet – inspirierte ihn vor allem das Bildungskonzept und College des Afro-Amerikaners und ehemaligen Sklaven Booker T. Washington. Dube gründete 1901, zusammen mit seiner Frau Nokutela, gemäß dem Prinzip “Lernen und Arbeit”, in der Nähe Inandas seine eigene Schule, die Ohlange Industrial School (s. Ausflug Inanda/INK).
Auch in Groutville, an der Küste nördlich von Durban, entstand Mitte des 19. Jahrhunderts eine amerikanische Missionsstation. Chief Albert John Luthuli, geboren 1898, von 1952 bis 1967 Präsident des ANC und Friedensnobelpreisträger 1961, besuchte die dortige Missionsschule und lebte auch später wieder in Groutville bei KwaDukuza/Stanger (s. Ausflug Nordküste). Seine Autobiografie Let my people go (1962; in deutscher Übersetzung Mein Land, mein Leben, 1963) spannt den Bogen von seiner Kindheit in einer christlichen Zulu-Familie über seine Tätigkeit als Lehrer und als Zulu-Chief bis zu seinem Engagement als Streiter gegen die Apartheid (s. Texte Nordküste).
Eine weitere Mission ging von dem katholischen Trappistenorden aus, der 1882 in Natal, westlich von Durban, das bedeutende Kloster Mariannhill und danach zahlreiche Außenstationen der Mission gründete. Mariannhill, das inzwischen ein eigener Missionsorden ist, besteht bis heute und hat Vertretungen in Würzburg und Köln. In seinem literarisch-historischen Werk For the Sake of Silence (2010) verarbeitet Michael Cawood Green die widerspruchsreiche Geschichte der Gründung und des Aufbaus des Klosters in der Region durch den Vorarlberger Trappistenmönch Franz Pfanner, der Mariannhill zehn Jahre als Abt vorstand. Er hatte zuvor im deutschen Trappistenkloster “Mariawald” in der Eifel gelebt.
In den 1930er Jahren ging Ellen Kuzwayo, spätere Streiterin für Frauenrechte, dort in Mariannhill in die Missionsschule St. Francis. Sie berichtet davon in ihrer Autobiographie Call me Woman (1985; deutsche Ausgabe Mein Leben – Frauen gegen Apartheid, 1988) (s. Ausflug Inanda/INK).
Diamanten und Gold, südafrikanischer Krieg und Union von Südafrika
1867 wurden nördlich der Kapkolonie, im späteren Kimberley, Diamanten gefunden und 1886 entdeckte man auf dem Witwatersrand im Süden des Transvaal, in der unabhängigen Buren-Republik, die größten Goldvorkommen der Welt. Dies war der Beginn der Industrialisierung Südafrikas und damit dessen großer Bedeutung für Großbritannien. Im Südafrikanischen Krieg (1899-1902) – aus britischer Perspektive früher Burenkrieg genannt – kämpfte Großbritannien mit hohem militärischen Aufwand und brutalen Methoden gegen die beiden burischen Republiken, mit vielen Opfern bei den Buren, aber auch bei der afrikanischen Bevölkerung. Großbritannien gewann den Krieg und sicherte sich damit die Kontrolle über den Goldbergbau. Bestimmte Interessen der burischen Republiken, wie der diskriminierende Ausschluss der schwarzen Bevölkerung von Wahlen, blieben jedoch gewahrt. Die Buren, bei denen sich seit den 1870er Jahren ein immer stärkeres Nationalbewusstsein herausgebildet hatte, nannten sich Afrikaaner oder Afrikaander – eine Bezeichnung für die Nachfahren von niederländischen, aber auch deutschen und französischen Einwanderern mit der Muttersprache Afrikaans, die sich aus dem Niederländischen entwickelt hatte.
1910 wurde die Südafrikanische Union gebildet durch den Zusammenschluss der sich selbst regierenden britischen Kolonien, Kap und Natal, und der burischen Staaten Transvaal/Südafrikanische Republik und Oranje Freistaat. Die englisch- und afrikaanssprachigen Weißen sicherten sich mit diesem Staat gemeinsam die weiße Vorherrschaft. Dieses gemeinsame Interesse setzten sie schrittweise um mit dem Landgesetz von 1913 zur Aneignung des Landes, mit dem Zugriff auf afrikanische Arbeitskraft im System der Reservate und Passgesetze und durch die verfassungsmäßige rassistische Segregation und Diskriminierung der schwarzen, farbigen und indischen Bevölkerung.
Dagegen entwickelte sich eine neue Art des Widerstandes aus der schwarzen Bevölkerung, der nicht mehr gebunden war an regionale und ethnische Identitäten, sondern eine afrikanische und nationale Perspektive hatte und zu Formen des politischen Protestes griff. Schon seit der Jahrhundertwende waren unabhängige afrikanische Kirchen und politische Organisationen, wie der Natal Native Congress, entstanden. John Langalibalele Dube, der die erste von Afrikanern geführte Schule, die Industrial School Ohlange, aufgebaut hatte, gründete 1903 die unabhängige Zeitung Ilanga lase Natal in Natal. Gegen die Diskriminierung von Schwarzen, Coloureds und Indern in der geplanten Verfassung der Südafrikanischen Union formierte sich Protest. So reiste 1909 eine Delegation nach London mit einer Petition an das englische Parlament gegen die Diskriminierung von Schwarzen. 1912 wurde aus den Reihen der gebildeten schwarzen Mittelschicht der South African Native National Congress gegründet, mit John L. Dube als erstem Vorsitzenden. 1923 wurde der SANNC umbenannt in African National Congress (ANC).
Bei den ersten demokratischen Wahlen Südafrikas im Jahr 1994 wählte Nelson Mandela John L. Dubes Ort Ohlange für seine Stimmabgabe. Er erstattete dort dem ersten Präsidenten des ANC Bericht ab: “I have come to report, Mr President, that South Africa is now free…” (s. Ausflug Inanda/INK).
Zuckerindustrie und indische Kontraktarbeit
Die britische Kolonialmacht hatte nach 1844 Einwanderung in die Region um Durban aus der Kap-Kolonie und aus Europa gefördert. Koloniale Farmer begannen mit Zuckerrohranbau an der Nordküste, es entwickelte sich eine Zuckerindustrie und damit wuchs auch die Bedeutung der Hafenstadt Durban. Von 1860 bis ca. 1911 wurden seitens der britischen Kolonialmacht, um den dringenden Arbeitskräftemangel zu beheben, Vertragsarbeiter und -arbeiterinnen aus Indien importiert, die in ihrer Kontraktzeit zu sehr schweren, sklavenähnlichen Bedingungen auf den Zuckerrohrfarmen der Nord- und Südküste arbeiten mussten. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts lebten etwa 100 000 Inder in Südafrika. Die historischen Romane The Lotus People (2001) und Revenge of Kali (2009) von Aziz Hassim umspannen, anhand der Lebenswege ihrer Figuren aus mehreren Generationen, die Geschichte der indischen Gemeinschaft in der Region von der Vertragsarbeit auf den Zuckerrohrplantagen Natals Ende des 19. Jahrhunderts (s. Ausflug und Texte Nordküste) bis zum Leben in Durbans Casbah und im Grey Street Viertel während der Apartheid (s. Ausflug und Texte Grey Street).
Die Situation auf den Zuckerrohrfarmen wird auch in weiteren Romanen auf vielfältige Weise thematisiert: In Ratoons (1953) von Daphne Rooke steht das Leben verschiedener Frauenfiguren, der Farmersfrau und der indischen Arbeiterinnen, im Zentrum. Der Roman The Arrowing of the Cane (1986) von John Conyngham vermittelt die Sicht eines Farmers auf seiner Zuckerplantage in den 1980er Jahren und dessen Erinnerungen an den Anglo-Zulu-Krieg (s. Ausflug Nordküste).
Neben den indischen ArbeiterInnen und ihren Familien, von denen ein großer Teil in Südafrika blieb, wanderten aus Indien seit Beginn des 20. Jahrhunderts auch andere Berufsgruppen, wie Händler und Geschäftsleute, ein. So lebt die größte Gruppe Menschen indischer Herkunft in Afrika südlich der Sahara heute in Durban.
Der berühmteste Einwanderer aus Indien ist Mohandas Karamchand Gandhi (geb. 1869) – später Mahatma Gandhi genannt. Er kam 1893 nach Durban, zunächst nur für einen begrenzten Auftrag als Rechtsanwalt, und blieb schließlich 21 Jahre, bis 1914, in Südafrika. Bald nach seiner Ankunft erfuhr er die Diskriminierung als “Farbiger” – er wurde in Pietermaritzburg aufgrund seiner Hautfarbe aus dem 1. Klasse-Abteil des Zuges in den Gepäckwagen verwiesen, was er verweigerte – und er sah, dass Indern der Entzug des Wahlrechts und verschärfte rechtliche und politische Diskriminierung drohten. So entschied er sich, in Südafrika zu bleiben und den Kampf dagegen aufzunehmen. In seiner Autobiografie schildert er dieses Erlebnis und andere Erfahrungen: M. K. Gandhi, An Autobiography or the Story of my Experiments with Truth, 1927 (in deutscher Übersetzung: Mahatma Gandhi, Eine Autobiographie. Die Geschichte meiner Experimente mit der Wahrheit, 1960) (s. Ausflug und Texte Inanda/INK).
Gandhi gründete1894 in Natal den Natal Indian Congress (NIC) und später die Druckerei für die Zeitschrift Indian Opinion und das Phoenix Settlement in Inanda bei Durban. Von dort entwickelte er seine Form des passiven/gewaltlosen Widerstands, Satyagraha, und setzte sie mit vielen Mitstreitern in die Tat um. Diese Jahre in Südafrika politisierten ihn und spielten eine entscheidende Rolle für den Kampf gegen die politische Diskriminierung der indischen Bevölkerung in Südafrika. Sie übten auch großen Einfluss auf den späteren Kampf des African National Congress (ANC) gegen die rassistische Unterdrückung während der Apartheid aus – so auf die Kampagne des zivilen Ungehorsams gegen die Apartheidgesetze in den 1950er Jahren und auf viele Vertreter des ANC wie Albert Luthuli und Nelson Mandela (s. Ausflug Nordküste).
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III: Ende der Apartheid und Gegenwart